Die Naabas.
Die korrekte Mehrzahl von Naaba lautet: Nanamsé



Zomwogbo 1965 -1988                 Tigre II. 1988- 1993             Koom seit 1995       

Das Amt des Naabas ist recht jung in der Geschichte der Bissa. Zuvor regierte ein Rat der Ältesten.
Abgebildet sind der 7., 8. und 9. Naaba seit Einführung der Chefferie in Garango. Vorgänger von Zomwogbo war Naaba Saaga (1928 - 1964) der Begründer der jetzigen Dynastie.
Ein Naaba ist ein Adeliger im Kaiserreich der Mossi. Der Titel Naaba ist ein Mooréwort, auch die"Königsnamen" entstammen de Mossisprache und beziehen sich auf die Kraft des Naam. Koom etwa bedeutet Wasser.
Burkinabé wehren sich, zu Recht, gegen die Bezeichnung "Häuptling" und empfinden sie als diskriminierend.


Zum Hof von Naaba Koom gehören 6 "Minister": Daporé -Naba , Samandé -Naba,  Malgré-Naba, Kam -Naba,  Baloum -Nabaund Zaka -Naba. Dieses letzte Amt ist das eines Sekretärs und Hofschreibers, die anderen bezeichnen Berater mit verschiedenen Fachbereichen.  Premierminister ist ein Bruder von Jean Luc Bambara.
Ebenfalls zum Hof gehören die Chefs der 4 Quartiers von Garango Secteur 7.                   Herrschaftsgebiet des Naaba
Herrschaftsgebiet des Naaba
Der Naaba von Garango ist für die Bissa der ranghöchste der traditionellen Chefs coutumier und wird mit Majesté angesprochen. Über ihm steht nur der Mogho Naaba (Mossi-Kaiser) in Ouagadougou. Bei dessen Einsetzung kann er mit entscheiden.
In einer Zeit ohne Naaba kann der zweite Teil einer animistischen Beerdigung nicht stattfinden: Die Gebeine der Verstorbenen werden feierlich heim geholt und die Verstorbenen werden in den Kreis der Ahnen aufgenommen.
Grundlage seines Herrschaftsanspruchs ist sein besonderer Zugang zur spirituellen Kraft des Naam. Dies ist ein göttliches Prinzip, das dem Träger die Fähigkeit verleiht Ordnung in die "wilde Natur" zu bringen. Als ranghöchster "religiöser Vermittler" kann er mit den Ahnen und anderen spirituellen Wesen, die Macht über den Boden haben, in Kontakt zu treten und Verhandlungen zu führen. Er beherrscht so das komplexe System aus Ahnen und beseelter Natur das die Lebenden beeinflusst und den Boden den sie nutzen. Die Landnutzungsrechte vergibt allerdings nicht der Naaba (Herr der Macht) sondern der Tengsoba (Herr der Erde). Ende Februar feiert Garango die Nabasga: mit rituellen Opfern dankt man den Vorfahren für die verangene Saison und erbittet ihren Segen für die neue.
Aus einem Brief aus Gando.    Huhnopfer und Huhnorakel.
Der Glaube an die Kraft des Naam ist bei allen Menschen im Partnergebiet verbreitet, unahängig davon welcher Religion sie angehören. Er ist stark lebensbejahend und fordert Harmonie und Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft wie Familie, Klan, Stamm. Dies ist sicher mit ein Grund für das friedliche Zusammenleben der Religionen.

Chefferie und Staat
Die Beziehungen zwischen den Chefs coutumiers und der staatlichen Verwaltung sind rein informell. Die Chefs
haben zwar großen Einfluss in der Bevölkerung aber keine besondere Rechtsposition. In der "Sankarazeit" wurden
sie als reaktionäre Feudalherren angeprangert und formal völlig entmachtet. Die Compaoré- Regierung hat sie rehabilitiert ohne ihren Status zu klären. Sie sind jedoch über den Sprecher der Chefferien in der 2. Kammer des Parlaments vertreten. Die gegenwärtige Regierung betrachtet sie als "unverzichtbare Institution in der Ausgestaltung der politischen, sozio-ökonomischen und kulturellen Strukturen in unserem Land" und lobt die Chefs für ihren Kampf gegen Beschneidung, Zwangsheirat und soziale Ausgrenzung. Diese Maßnahmen machten die meisten Naabas zu Unterstützern der Compaoré- Regierung und der CDP.

Hierarchische Struktur der Chefferie:
Naaba de Garango » Chef de Canton » Chef de Village oder Quartier » (Chef de Concession) » (Chef de Famille) » Familie. Bei einer Einsetzung können die Vertreter der nächst unteren Ebene mitreden, die nächsthöhere Ebene muss die Einsetzung bestätigen.
Einen Chef coutumier erkennt man an seiner runden, roten Kopfbedeckung (bonnet rouge) und/oder seinem Stab. 
Der Stab ist das Zepter des Chefs, er wird allerdings nicht getragen sondern eher wie ein Spazierstock benutzt. Beides erhält der Chef bei seiner Einsetzung. Trägt ein Chef beide Insignien nähern sich selbst "moderne" Mitglieder seiner Gruppe nur gebückt oder in der Hocke. Aber auch außerhalb seines Herrschaftsgebietes wird er ehrfürchtig gegrüßt. Trägt er sie nicht, ist er nur ein "normaler Mensch". Es gibt keine direkte Beziehung zwischen der gesellschaftlichen Stellung eines Chefs und seinen Vermögensverhältnissen. Zwischen einer Rolle als hochgestellter, überregionaler Chef und einer möglichen Rolle als armer Bauer besteht kein Widerspruch.

Aufgaben eines Chefs:
Ein Chef ist Schlichter und Friedensrichter bei Auseinandersetzungen zwischen Familien oder Einzelpersonen. Er entscheidet einen Streit um Bodennutzungsrechte ebenso wie Ehestreitigkeiten und Streit um Erbschaften. Bei kleineren Vergehen wie Diebstahl, Betrug oder einfache Körperverletzung ist er Richter. (Bei Mord, Totschlag, Vergewaltigung und anderen schweren Vergehen wird die Polizei eingeschaltet.) Die Strafen
 die er verhängen
kann sind:                                                                                                                     Langa  (Gerichtshof des Naaba)
    * Geldstrafen,
    * Wiedergutmachung durch Naturalien und
    * Strafarbeit auf den Feldern des Geschädigten.
    * Er kann auch ein ganzes Dorf zur Gemeinschaftsarbeit
       (z.B. Dammbau oder Schulbau) kommandieren.
Dafür gibt es zwar in der Verfassung des Landes keine Rechtsgrundlage ist
aber allgemein geübte Praxis.Verlauf und Ergebnisse von Gerichtssitzungen werden (zumindest in Garango) schriftlich festgehalten. Dies ist eine der Aufgaben des Zaka-Naba.
Das staatliche Gericht das für das Partnerschaftsgebiet zuständig ist, hat seinen  Sitz in Tenkodogo.

Bilder zum Hof des Naaba.