Sankara Revolution
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Thomas Sankara(1949-1987)

Grab von T. Sankara ( in der Nähe von Jean-Luc)
Thomas Sankara war der fünfte Präsident von Burkina Faso, er kam 1983 durch einen Putsch an die Macht. Der sozialistisch orientierte und in einem Militärputsch ermordete Politiker gilt als "Che Guevara Afrikas". Er gab dem Land den Namen Burkina Faso, von ihm stammt auch die neue Nationalflagge sowie der Text der Nationalhymne. Während seiner Regierungszeit bemühte er sich u.a., den Status der Frauen im Land zu verbessern, so verbot er die Beschneidung der Mädchen, wendete sich gegen die Polygamie und propagierte Verhütung. Nach seinem gewaltsamen Tod erzwang die Bevölkerung ein Staatsbegräbnis.
Zitate aus einem Interview, erschienen in Jean Ziegler "Burkina Faso, eine neue Hoffnung fürAfrika", Zürich 1987.
Nehmen sie meinen Fall: Von 1000 Kindern, die im gleichen Jahr wie ich geboren wurden, ist die Hälfte in den ersten drei Lebensmonaten gestorben. Ich hatte das unverschämte Glück davonzukommen. Ich hatte auch das Glück, in der Folge nicht Opfer einer jener Krankheiten zu werden, die wir hier in Afrika kennen und die die Menschen aus meinem Jahrgang weiter dezimiert hat. Ich gehöre zu jenen 16 Kindern von 100, die zur Schule gehen konnten. Das war eine weitere unerhörte Chance. Ich gehörte zu jenen 18 von 100 Eingeschulten, die bis zur mittleren Reife kamen, und zu jenen 300 Jugendlichen im ganzen Land, die ins Ausland gehen und ihre Ausbildung vervollständigen und bei der Rückkehr sicher sein konnten, einen Arbeitsplatz zu finden. Ich gehörte zu den zwei auf 100 Soldaten, die in sozialer Hinsicht einen stabilen und gut bezahlten Platz haben . Wir sind es, die in der Stadt leben, die den Ton angeben, die der Weltöffentlichkeit erklären, was hier geht, was nicht geht und wie man die Situation hier einzuschätzen hat. Wir sind es, die von Menschenrechten sprechen, von der sinkenden Kaufkraft, vom Klima des Terrors. Wir vergessen dabei, daß wir Tausende von Kindern zum Tode verurteilt haben, weil wir nicht akzeptierten, daß unsere Gehälter auch nur ein kleines bißchen gesenkt werden sollten, um so eine kleine Gesundheitsstation zu finanzieren. Und wir haben die Weltöffentlichkeit nicht aufgerüttelt angesichts des Skandals, den diese Toten darstellen. Wir tragen unsern Teil bei zur internationalen Komplizenschaft des guten Gewissens. 'Ich vergebe dir deine Fehler, du vergibst mir die meinen. Ich schweige zu deinen schmutzigen Geschäften, du schweigst zu meinen Untaten, und wir beide gehören zu den sauberen Leuten."
"Gewiß", sagt Sankara, "man führt nicht grundlegende Veränderungen durch ohne ein Minimum an Wahnsinn. In diesem Fall wird dies zu Nonkonformismus, zum Mut, den bekannten Formeln den Rücken zu kehren, die Zukunft zu erfinden. Vor allem brauchte es die Verrückten von gestern, damit wir uns heute so außerordentlich klarsichtig verhalten können. Ich möchte zu dieser Sorte von Verrückten gehören.